Yves Guillemot warnt: Heftige Online-Kampagnen können mehr zerstören als nur den guten Launch.
Yves Guillemot warnt: Heftige Online-Kampagnen können mehr zerstören als nur den guten Launch.
Bei Ubisoft ist man sich der Risiken des Gaming-Geschäfts bewusst: Bugs, Verschiebungen, toxische Chats und - seit neuestem offiziell auf der Risikoliste - das gute alte Online-Bashing.
Auf der jüngsten Aktionärsversammlung sprach CEO Yves Guillemot ganz offen darüber, wie gefährlich das Netz für den Ruf eines Unternehmens werden kann. Und nein, er meint damit nicht nur technische Debakel oder verbuggte Pferde-Animationen.
Im Zeitalter der Kommentarspalten und Hashtags reicht manchmal schon ein einzelner Trailer, um eine wütende Welle auszulösen. Laut Guillemot seien diese „massiven, manchmal vehementen und organisierten Kampagnen“ in sozialen Medien, auf Plattformen wie YouTube oder auch in spezialisierten Medien längst ein ernstzunehmendes Geschäftsrisiko.
„Ubisoft ist Risiken der Rufschädigung ausgesetzt, die aus Online-Bashing resultieren.“
– Yves Guillemot, CEO
Einige Spieler reagieren heute hypersensibel auf Gameplay, Technik oder… politische Untertöne. Und damit ist nicht gemeint, dass ein Schwert zu wenig „Wumms“ hat, sondern dass Figuren nicht ins persönliche Weltbild passen.
Noch bevor jemand Yasuke auch nur den ersten Katanahieb ausführen ließ, war das Netz empört: Ein schwarzer Samurai? Eine weibliche Shinobi? Wo kommen wir denn da hin! Die Entwickler mussten sich öffentlich erklären, vorab Schutzmaßnahmen treffen, und das Spiel war mitten in einer identitätspolitischen Diskussion, bevor jemand überhaupt "Stealth-Kill" sagen konnte.
Yasuke und Naoe sorgten schon lange vor dem Release für einen Shitstorm
Guillemot äußerte sich zwar nicht konkret zu diesem Fall, aber der Seitenhieb auf „Kritik auf Basis ideologischer oder gesellschaftlicher Überlegungen“ lässt kaum Zweifel offen.
Natürlich ließe sich sagen: Macht einfach bessere Spiele. Doch laut Guillemot reicht das nicht mehr. Die Branche sei mittlerweile ein kulturelles und künstlerisches Medium, das unter gesellschaftlicher Beobachtung steht und somit auch Projektionsfläche für alles von „woke“ bis „zu dunkelhäutig“, je nachdem, wen man fragt.
Das Problem: Selbst wenn das Gameplay butterweich läuft, kann ein missverstandener Satz oder ein nicht-konformer Charakter heute ganze Kampagnen gegen ein Spiel auslösen. Und das lässt sich nicht mal eben patchen.
Guillemot unterscheidet klar zwischen sachlicher Kritik (die ist willkommen) und Bashing (das ist geschäftsschädigend). Und während der CEO von einem Aktionär sogar auf die angeblich zu „woken“ Inhalte in Ubisoft-Spielen angesprochen wurde, blieb seine Antwort diplomatisch:
„Wir wollten Charaktere mit heldenhaften Reisen präsentieren.“
Ubisoft erkennt das Bashing nicht nur als Stimmungskiller, sondern als Businessrisiko mit echtem Einfluss auf Wahrnehmung, Verkäufe und Mitarbeitermotivation. Das ist ein mutiger Schritt und ein überfälliger Hinweis darauf, dass Online-Diskussionen längst mehr als nur Geplänkel am Rand sind.
Ob das die Gaming-Community zur Besinnung bringt? Schwer zu sagen. Aber es ist ein Signal: Kritik ist wichtig, doch sie sollte nicht in digitale Lynchjustiz umschlagen.
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