Das Entwicklerstudio Rockstar Games, weltbekannt für seine GTA-Reihe, geriet in der Vergangenheit immer wieder wegen exzessiver Crunch-Kultur in die Kritik. Besonders die Entwicklung von Red Dead Redemption 2 stand lange Zeit sinnbildlich für Überstunden.
Den wohl größten Aufschrei verursachte 2018 Dan Houser, Mitbegründer von Rockstar, als er in einem Interview erklärte, das leitende Autorenteam habe für Red Dead Redemption 2 „mehrmals 100-Stunden-Wochen“ absolviert. Schon damals war klar: Die Belastungen waren enorm.
Doch Andrew Wood, der seinerzeit als Environment Artist an Bully arbeitete, beschreibt im Gespräch mit Retro Gamer (via GamesRadar) eine noch extremere Arbeitsatmosphäre.
Andrew Wood
Für ihn sei die Zeit „eine Mischung aus Spaß und Hölle“ gewesen:
„Die Erinnerungen daran sind Hassliebe. Es war eine spaßige, verrückte, höllische, chaotische, großartige Zeit“, so Wood.
Er erinnert sich gerne an Kolleg*innen und die wilden Unternehmungen nach Feierabend, doch genauso prägend war der allgegenwärtige Stress.
„Es gab ständige interne Konflikte aufgrund des Stresses, immer auf der Arbeit zu sein. Ein paar Leute erlitten Nervenzusammenbrüche. Sie rasteten aus. Es war schwierig, in dieser Art von Umgebung zu arbeiten, aber ich wusste, dass Bully es am Ende wert sein würde, also hielt ich durch.“
Besonders drastisch schilderte er die letzten Monate vor Release:
„Als wir auf die Veröffentlichung des Spiels drängten, wurden uns unsere Mittag- und Abendessenpausen gestrichen. Sie lieferten tatsächlich Essen ins Büro, weil sie nicht wollten, dass wir gingen! Es fühlte sich für viele Leute wie ein Gefängnis an.“
https://2playerz.de/p/warum-bully-2-nie-realitat-wurde-dan-houser-spricht-klartextZum Ende hin sei die Arbeit „zeitweise brutal“ gewesen, berichtet Wood.
„Wir arbeiteten sieben Tage die Woche, im Durchschnitt 18-Stunden-Tage.“
Das habe viele Entwickler*innen regelrecht ausgebrannt.
„Wir hatten eine hohe Fluktuation, aber ich beschloss zu bleiben, weil ich einfach wusste, dass das Projekt etwas Besonderes werden würde.“
Trotz der massiven Belastung verbindet er mit Bully bis heute positive Gefühle:
„Ich liebe das Spiel, und ich liebe die Tatsache, dass es fast 20 Jahre später immer noch geschätzt wird.“
Crunch war früher weit verbreitet, auch bei SEGA:
https://2playerz.de/p/crunch-kultur-bei-sega-wenn-uberstunden-zum-buroalltag-wurdenWährend Crunch in den 2000er- und 2010er-Jahren fast schon zum Alltag gehörte, soll sich die Lage bei Rockstar mittlerweile deutlich verbessert haben. Laut aktuellen Berichten habe das Studio seine Crunch-Kultur überwunden. Für die Mitarbeiter*innen sei es heute „ein Unterschied wie Tag und Nacht“.
Auch ein Grund, weshalb das heiß erwartete GTA 6 zuletzt verschoben wurde: Statt wie ursprünglich geplant im Herbst dieses Jahres erscheint das Open-World-Epos nun am 26. Mai 2026.
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