Das Sci-Fi-Game von BioShock-Schöpfer Ken Levine kämpft weiterhin mit Altlasten und Ambitionen.
Das Sci-Fi-Game von BioShock-Schöpfer Ken Levine kämpft weiterhin mit Altlasten und Ambitionen.
Es war ein Paukenschlag, als Ken Levine, der kreative Kopf hinter BioShock, 2017 sein neues Studio Ghost Story Games gründete. Ziel: die Grenzen interaktiven Storytellings sprengen. Der Titel? Judas – ein düsterer Sci-Fi-Shooter mit narrativem Tiefgang, angekündigt 2022 bei den Game Awards. Seitdem wurde es still um das ambitionierte Projekt. Sehr still.
Nach einer stillen Release-Verschiebung – in Take-Twos Finanzberichten inzwischen nur noch als „TBA“ gelistet – gibt es nun endlich ein neues Lebenszeichen. Ghost Story Games sucht Personal – konkret: einen Director of Gameplay Engineering.
Laut einem Bericht von PlayStationLifestyle befindet sich das Studio auf der Suche nach einem neuen Gameplay Director – und das ist keine Kleinigkeit. Die Stellenanzeige verlangt nach einem erfahrenen Entwickler mit über zehn Jahren Branchenerfahrung und mindestens drei AAA-Releases im Lebenslauf.
Zwischen den Zeilen liest man allerdings: Aktuell gibt es offenbar niemanden, der diesen Schlüsselbereich leitet. Für ein Spiel, das laut Ken Levine die Art des Geschichtenerzählens revolutionieren soll, ein potenziell kritischer Umstand. Trotzdem betont das Jobangebot:
„Wir arbeiten derzeit an Judas und würden uns freuen, Sie in unserem Team begrüßen zu dürfen.“
Immerhin: Das Spiel lebt – irgendwie.
Dass Judas kein einfacher Spaziergang durch Rapture wird, war Brancheninsidern bereits bekannt. Schon 2022 berichtete Jason Schreier (Bloomberg) über eine chaotische Entwicklung, geprägt von kreativen Kurswechseln, verworfenen Konzepten und hoher Fluktuation.
Der Hauptgrund: Levine selbst. Dessen kreative Spontaneität, die einst BioShock zu einem Meilenstein machte, soll bei Judas für wiederholte Projekt-Neuausrichtungen gesorgt haben. Ehemalige Mitarbeiter beklagten sich über ein unstetes Arbeitsumfeld und wechselhafte Prioritäten – getrieben von aktuellen Trends oder persönlichen Impulsen.
Das Ergebnis: Von den ursprünglich 15 Teammitgliedern sind laut Bericht „fast alle“ inzwischen nicht mehr an Bord.
Levine selbst äußerte sich zuletzt im Dezember 2024 zur Entwicklung von Judas – und zeigte sich durchaus selbstkritisch. Der Aufwand sei deutlich höher als bei BioShock, da die Erzählstruktur viel verzweigter sei. Statt eines linearen Story-Korridors wolle man nun eine Welt erschaffen, in der jede Entscheidung Konsequenzen hat – inklusive nachhaltiger Auswirkungen auf spätere Spielabschnitte.
Ein ambitioniertes Ziel, das stark nach „Narrative-Lego“ klingt – einem Begriff, den Levine bereits in früheren Interviews verwendet hatte. Doch große Visionen brauchen ein stabiles Fundament. Und aktuell scheint dieses Fundament aus wechselnden Personalien, verschobenen Terminen und viel Geduld zu bestehen.
Ursprünglich war Judas für eine Veröffentlichung bis März 2025 geplant. Inzwischen wurde dieses Fenster kommentarlos gestrichen – das Projekt wird nun offiziell als „TBA“ geführt. Aktuelle Plattformangaben nennen PS5, Xbox Series X/S und PC, doch auch hier könnte sich noch einiges verschieben.
Judas ist das Paradebeispiel für ein Spiel, das unter dem Gewicht seiner eigenen Vision leidet – und unter dem Anspruch, BioShock nicht einfach nur zu beerben, sondern zu übertreffen. Der Wille ist da, der kreative Motor läuft – nur scheint die Karosserie noch nicht ganz fertig zu sein.
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