Für Ex-PlayStation-Chef Yoshida sind die aktuellen Preise, für ein richtig gutes Spiel, ein echtes Schnäppchen.
Für Ex-PlayStation-Chef Yoshida sind die aktuellen Preise, für ein richtig gutes Spiel, ein echtes Schnäppchen.
In einer Zeit, in der Videospiele schon mal an der 100-Euro-Marke kratzen, reagieren viele Gamer mit Stirnrunzeln – oder direkt mit digitalem Fackelzug durchs Forum. Doch einer bleibt gelassen: Shuhei Yoshida, Ex-PlayStation-Manager und Gaming-Veteran, sieht die Preisentwicklung gelassen – ja, mehr noch: Für ihn sind 70 bis 80 Dollar für ein richtig gutes Spiel ein echtes Schnäppchen.

Dass der Games-Markt derzeit eine Preisspirale nach oben dreht, dürfte niemandem entgangen sein: Bis zu 90 Euro werden in Europa inzwischen für große Titel aufgerufen. Losgetreten hat die Debatte Nintendo, die im April bestätigten, dass physische First-Party-Titel künftig entsprechend teurer werden – was für ein gewisses Raunen sorgte. Wenig später zog Microsoft mit Preisanpassungen für Spiele, Hardware und Zubehör nach. Und Take-Two Interactive flirtet laut Berichten gar mit einem 100-Dollar-Preis für das heiß erwartete GTA 6.
Bei so viel Preisaufschlag wird verständlicherweise diskutiert, geschimpft und gezweifelt. Doch Shuhei Yoshida – bis Januar 2025 noch Teil von Sony – hält dagegen.
In einem Interview im Rahmen der Gamescom Latam mit dem Portal Critical Hits Games erklärte Yoshida, dass der Gaming-Bereich preislich sogar zu lange stillstand. Andere Branchen hätten die Inflation längst eingepreist – bei Spielen hingegen sei man fast zu spät dran gewesen.
„Wenn man sich das Leben im Allgemeinen ansieht, sind die Preise anderer Produkte viel stärker gestiegen als die von Spielen. Ich denke, es war fast schon zu spät für die Videospielunternehmen, sich die Preisstruktur genauer anzusehen.“
Laut Yoshida ist es wichtig, Wert und Preis nicht pauschal gleichzusetzen: Ein 30-Euro-Indie-Titel könne denselben (emotionalen) Gegenwert bieten wie ein 80-Euro-Blockbuster – und umgekehrt.
„Ich glaube nicht, dass jedes Spiel gleich viel kosten muss. […] Ich bin fest davon überzeugt, dass es die Entscheidung des Publishers – oder von Entwicklern, die selbst verlegen – ist, ihr Produkt so zu bepreisen, wie sie den Wert einschätzen, den sie bieten.“

Und dann kommt das Statement, das Gamer spaltet wie eine Lootbox die Hoffnung:
„70 oder 80 Dollar für wirklich großartige Spiele werden immer noch ein Schnäppchen sein.“
Begründung: In Relation zur Spielzeit, Immersion und der schieren Menge an Inhalt seien Games in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar – gerade im Vergleich zu Filmen, Konzerten oder Freizeitparks.
Yoshida weiter:
„Solange die Leute sorgfältig auswählen, wie sie ihr Geld ausgeben, glaube ich nicht, dass sie sich beschweren sollten.“
Kurz: Wer Qualität will, muss auch bereit sein, den vollen Würfelwurf zu riskieren – äh, Preis zu zahlen.
Yoshida hatte sich bereits vor wenigen Wochen zur Preisdebatte geäußert – und bringt es erneut auf den Punkt:
„Wir leben in einer widersprüchlichen Zeit: Die Inflation ist real und deutlich spürbar. Gleichzeitig erwarten die Leute, dass Spiele immer ambitionierter und somit auch entwicklungsintensiver werden, aber preislich auf dem Niveau von früher bleiben.“
Diese Gleichung geht für Entwickler nicht mehr auf. Technischer Fortschritt, aufwendige Engines, hochkarätige Sprecher, orchestrale Soundtracks – all das lässt die Produktionskosten explodieren, während die Preisschraube lange Zeit starr blieb.
Ein Lichtblick in dieser Diskussion: Yoshida verweist auf das vielbeachtete „Clair Obscur: Expedition 33“ vom französischen Indie-Studio Sandfall Interactive. Trotz überschaubarem Team (rund 30 Personen) und geringem Budget entwickelte das Studio ein Spiel, das qualitativ mit Triple-A-Titeln mithalten kann.
„Dann sieht man: Es gibt auch andere Wege. Man kann hervorragende Spiele mit kleineren Teams und engeren Budgets machen, ohne Abstriche bei der Qualität zu machen.“
Heißt: Innovation, Leidenschaft und Fokus können teure Technik und gigantische Teams durchaus kompensieren – wenn sie richtig eingesetzt werden.

Shuhei Yoshida bleibt bei seiner Sicht: Wer Topqualität will, muss auch Toppreise akzeptieren. Gleichzeitig mahnt er zur Differenzierung – nicht jedes Spiel muss gleich teuer sein, und Entwicklungskosten allein sind kein Freifahrtschein für Preistreiberei.
Für viele Gamer dürfte das wenig tröstlich sein. Schließlich ist nicht nur die Qualität entscheidend, sondern auch die persönliche Kassenlage. Und gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten sind 90-Euro-Games keine Selbstverständlichkeit mehr.
Die Branche steht also vor einer Gratwanderung: zwischen Wirtschaftlichkeit, Wertschätzung und Zugänglichkeit. Oder, um es in Yoshidas Worten zu sagen: Es ist eine Frage der Balance.
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