Electronic Arts hat nicht nur das Superhelden-Spiel „Black Panther“, sondern auch das dahinterstehende Studio Cliffhanger Games geschlossen. Besonders bitter: Das Spiel befand sich noch in der Vorproduktion – vier Jahre nach Gründung des Studios.
Electronic Arts hat nicht nur das Superhelden-Spiel „Black Panther“, sondern auch das dahinterstehende Studio Cliffhanger Games geschlossen. Besonders bitter: Das Spiel befand sich noch in der Vorproduktion – vier Jahre nach Gründung des Studios.
Ein Bericht des gut vernetzten Bloomberg-Journalisten Jason Schreier liefert nun die Hintergründe einer Entscheidung, die viele Entwickler überrascht zurückließ – und einmal mehr zeigt, wie riskant große Visionen ohne stabiles Fundament sein können.
Cliffhanger Games wurde 2021 von ehemaligen Monolith-Mitarbeitern gegründet – also jenen Köpfen, die mit „Mittelerde: Mordors Schatten“ und dessen gefeiertem Nemesis-System seinerzeit einen Gameplay-Meilenstein setzten. Nach dem Scheitern eines eigenen Franchise-Projekts unter dem Codenamen „Legacy“ bei Warner Bros. fanden sie mit EA einen neuen Publisher – und mit Marvels Black Panther ein etabliertes IP-Zugpferd.
Die Vision: Ein Singleplayer-Actionspiel mit dynamischen Rivalen, politischen Machtkämpfen in Wakanda und gleich mehreren möglichen „Black Panthers“, darunter T’Challa, Killmonger und Shuri. Das Nemesis-System sollte modernisiert und erweitert werden, die Skrulls als Gegner lernfähig und reaktiv sein. Doch genau hier begann das Problem.
Was in der Theorie ambitioniert klang, entpuppte sich in der Praxis als technische Mammutaufgabe. Frühprototypen zeigten zwar prozedural generierte Erzählexperimente, konnten jedoch die EA-Führungsetage nicht überzeugen. Laut Schreier wurde das System als „zu komplex, zu unfertig, zu abstrakt“ bewertet.
Hinzu kamen die üblichen Stolperfallen eines Studios im Aufbau: Personalwechsel, hoher Gehaltsdruck am Standort Kirkland, Washington, sowie EAs neue Anti-Remote-Work-Richtlinie, die verpflichtende Büropräsenz forderte – eine schwierige Mischung in einem ohnehin fragilen Produktionsumfeld.
Besonders bitter: Das Team hatte laut Schreier gerade einen wichtigen internen Meilenstein („Gate“) erreicht. Die Stimmung im Studio sei gut gewesen – bis EA nur 30 Minuten nach einem Meeting das Aus verkündete. Die plötzliche Entscheidung kam selbst für das Projektteam überraschend.
Die offizielle Begründung blieb aus, doch EA hatte schon zu Jahresbeginn angekündigt, sein Portfolio kritisch zu prüfen. Auch ein weiteres Spiel von Respawn Entertainment fiel dem Rotstift zum Opfer.
Das traurige Ende von „Black Panther“ ist kein Einzelfall. Bereits im Februar 2025 wurde das ebenfalls auf einem erweiterten Nemesis-System basierende „Wonder Woman“-Spiel von Monolith eingestellt – und das Studio gleich mitgeschlossen. Die Ironie: Das einst gefeierte System, das Monoliths Ruhm begründete, wurde zur Achillesferse der nächsten Generation von Spielen.
„Black Panther“ war ein Projekt voller Potenzial – mit einem Entwicklerteam, das Mut zum Risiko zeigte. Doch ohne stabile Struktur, klare Richtung und ausreichendes Vertrauen seitens des Publishers blieb es ein Cliffhanger ohne Auflösung.
Das Experiment, das Nemesis-System auf moderne Narrative und ein ikonisches Marvel-Franchise zu übertragen, ist (vorerst) gescheitert. Und damit stirbt ein weiteres Stück Innovationsgeist im AAA-Segment – unter der Last aus Publisher-Erwartungen, wirtschaftlichem Druck und zu großem Wollen bei zu kleiner Basis.
Diese Seite verwendet Cookies um das Nutzererlebnis zu steigern.
Kommentare: 0