Judas wurde mal wieder fast unbemerkt verschoben – was ist eigentlich mit dem neuen Spiel des BioShock-Schöpfers los?
Judas wurde mal wieder fast unbemerkt verschoben – was ist eigentlich mit dem neuen Spiel des BioShock-Schöpfers los?
Es gibt diese Spiele, die man irgendwie auf dem Schirm hat – zumindest so halb. Titel, die man bei jeder State of Play, jedem Xbox Showcase oder Summer Game Fest im Hinterkopf hat, so nach dem Motto: „War da nicht mal was?“ Eines dieser Spiele ist Judas, das ambitionierte Sci-Fi-Projekt von Ken Levine, dem kreativen Kopf hinter der BioShock-Reihe. Und falls ihr euch jetzt fragt, warum ihr seit Ewigkeiten nichts mehr davon gehört habt – die Antwort ist so simpel wie ernüchternd: Judas wurde schon mehrfach verschoben. Und fast niemand hat's gemerkt.
Nach dem Ende von Irrational Games gründete Ken Levine das Studio Ghost Story Games – ein kleineres, kreativeres Team mit dem Ziel, Spiele mit hoher Entscheidungsfreiheit und emotionaler Tiefe zu entwickeln. Das erste Projekt: Judas, ein düster-futuristischer Shooter mit starker Erzählkomponente. Der erste Trailer ließ 2022 aufhorchen – ein zweiter Trailer folgte 2024, sogar mit ordentlich Gameplay-Material. Die Erwartung war klar: Das wird groß. Vielleicht nicht ganz so groß wie BioShock Infinite, aber doch zumindest der spirituelle Nachfolger.
Zwar hatte der Publisher Take-Two nie ein konkretes Datum genannt, aber es gab einen klaren Zeitrahmen: Bis zum Ende des Fiskaljahres 2025 sollte Judas erscheinen, also bis spätestens Ende März 2025. Doch dieser Zeitraum ist mittlerweile fast kommentarlos verstrichen – ohne Spiel, ohne neue Infos, ohne Statement. Auf der offiziellen Website herrscht Funkstille. Und in den aktuellen Finanzberichten von Take-Two? Da steht nur noch ein lapidares „TBA“ (to be announced). Kein Zeitfenster, keine Hoffnung auf baldige Klarheit.
Warum so zurückhaltend? Die Antwort liegt vermutlich in der Entwicklungshistorie. Bereits 2022 berichtete Jason Schreier (Bloomberg), dass sich Judas in der sprichwörtlichen Development Hell befinde – ursprünglich sollte das Spiel bereits 2017 erscheinen. Laut Levine selbst war der kreative Bruch mit BioShock kein leichter. In einem Interview mit GamesIndustry.biz (Ende 2024) sprach er offen darüber, wie anspruchsvoll die Arbeit an Judas sei. Ziel sei es, ein System zu erschaffen, das dynamisch auf Spielerentscheidungen reagiert und die Handlung aktiv verändert. Ein technisches wie erzählerisches Mammutprojekt also – mit all den Risiken, die solche Ambitionen mit sich bringen.
Für Fans von dystopischer Erzählkunst gibt es immerhin einen kleinen Hoffnungsschimmer: Cloud Chamber, ein anderes Studio unter dem 2K-Dach, arbeitet derzeit an einem offiziellen vierten BioShock-Teil. Doch auch dort läuft offenbar nicht alles rund. Gerüchten zufolge wurde das Projekt bereits mehrfach komplett neu gestartet – zuletzt 2022 zum vierten Mal. Ein Release scheint daher ebenfalls nicht unmittelbar bevorzustehen.
Was also bleibt von Judas, außer zwei schicken Trailern und einer vagen Erinnerung an Ken Levines kreatives Genie? Vor allem Ungewissheit. Und die leise Hoffnung, dass das Spiel nicht zum nächsten Star Citizen wird. Doch ganz abschreiben sollte man Judas noch nicht – auch BioShock wirkte einst wie ein waghalsiges Projekt und wurde zur Legende.
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