In einem ehrlichen und nachdenklichen Interview hat Meghan Morgan Juinio, ehemalige Entwicklungsdirektorin bei Sony Santa Monica, deutliche Worte an die großen Publisher gerichtet. Die Gaming-Industrie habe sich zu sehr auf teure Blockbuster fixiert.
Juinio, die bis Mitte 2025 als Co-Chefin und Entwicklungsdirektorin bei Sony Santa Monica tätig war, sieht eine gefährliche Schieflage in der Branche. Immer mehr Publisher würden ausschließlich auf milliardenschwere Großprojekte setzen - mit immer höheren Budgets, aber immer weniger Risikobereitschaft.
Laut Juinio führe dieser Trend dazu, dass kleinere und experimentellere Spieleproduktionen kaum noch Beachtung finden. Dabei seien gerade diese Projekte oft der Nährboden für neue Ideen und kreative Innovationen.
In ihrem Gespräch mit Game Developer betonte Juinio, dass die kreative Energie der Entwickler*innen letztlich stärker sei als jede wirtschaftliche Krise.
„Ich glaube, dass unsere grundlegende Natur als Entwicklerinnen und Entwickler, als kreative Menschen, es gar nicht zulässt, dass alles dauerhaft düster bleibt. Wir akzeptieren diesen Zustand der Welt nicht.“
Doch sie dämpft auch nostalgische Erwartungen:
„Heißt das jedoch, dass wir zu den Arten von Spielen zurückkehren werden, die vor fünf Jahren oder vor der Pandemie erschienen sind? Nein. Ich denke, es wird etwas Neues entstehen. […] Ich habe ein tiefes Vertrauen in die Kraft von Kreativität und Innovation in unserer Branche.“
Mit anderen Worten: Die Zukunft des Gamings liegt nicht im Rückwärtsgang - sondern im Mut zum Neuen.
Trotz ihrer Kritik stellt Juinio klar, dass sie AAA-Spiele nicht grundsätzlich ablehnt. Titel wie God of War oder Baldur’s Gate 3 seien Beweise dafür, dass große Produktionen künstlerisch wie wirtschaftlich erfolgreich sein können. Entscheidend sei aber das Gleichgewicht.
Publisher sollten laut Juinio vermehrt sogenannte Double-A- oder Single-A-Titel fördern - also Projekte mit moderatem Budget, die schnell umgesetzt werden können und genug Freiraum für Experimente bieten. Solche Spiele könnten sowohl Innovation fördern als auch wirtschaftliche Risiken abfedern.
https://2playerz.de/p/gta-6-das-erste-aaaaa-spiel-der-weltJuinio äußert ihre Warnung in einer Zeit, in der die Spieleindustrie massiv unter Druck steht. Trotz Erfolgen wie Helldivers 2 oder Baldur’s Gate 3 kam es in den letzten Monaten zu Tausenden Entlassungen - auch bei Giganten wie Microsoft, Electronic Arts und Embracer. Gleichzeitig floppten mehrere teure Blockbuster, während kleine Titel wie Split Fiction überraschend Millionenverkäufe erzielten.
Während kommende AAA-Giganten wie Grand Theft Auto 6 angeblich Produktionskosten von über einer Milliarde Dollar verschlingen, erinnert Juinio daran, dass Größe nicht automatisch Qualität bedeutet. Die Zukunft des Gamings, so ihre Überzeugung, hänge davon ab, ob Publisher wieder lernen, Risiken einzugehen und auf die Kreativität ihrer Entwickler*innen zu vertrauen.
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