In den letzten Jahren machte Ubisoft vermehrt durch toxische Arbeitskultur und Missbrauchsvorwürfe von sich reden. Was 2020 mit Enthüllungen über sexuelle Belästigung, Machtmissbrauch und Einschüchterung begann, hat nun ein erstes rechtliches Nachspiel.
Wie unter anderem VGC unter Berufung auf die französische Tageszeitung Libération berichtet, wurden der frühere Chief Creative Officer Serge Hascoët, der ehemalige VP für kreative Dienste Thomas François sowie Ex-Game-Designer Guillaume Patrux wegen verschiedener Vergehen schuldig gesprochen – darunter sexuelle Belästigung, psychologischer Missbrauch und rassistische Diskriminierung.
Hascoët wurden unter anderem unangemessene sexuelle Kommentare, rassistische Äußerungen und konkrete Übergriffe gegenüber einer muslimischen Ubisoft-Mitarbeiterin vorgeworfen. Neben sexuell aufdringlichen Fragen soll er das Desktop-Hintergrundbild der Frau ohne ihre Zustimmung durch Bilder von Bacon-Sandwiches ersetzt und ihr während des Ramadans absichtlich Essen auf den Tisch gestellt haben.
Urteil:
➤ 1,5 Jahre auf Bewährung
➤ 45.000 Euro Geldstrafe
Noch drastischer fielen die Vorwürfe gegen François aus. Er soll regelmäßig pornografische Inhalte am Arbeitsplatz konsumiert, Kolleginnen wegen ihres Aussehens herabgewürdigt und mehrfach öffentlich gedemütigt haben. Besonders schockierend: Auf einer Weihnachtsfeier versuchte er laut Zeugenaussagen gemeinsam mit anderen, eine Angestellte festzuhalten und gegen ihren Willen zu küssen.
Urteil:
➤ 3 Jahre auf Bewährung
➤ 30.000 Euro Geldstrafe
Patrux, der laut Ubisoft als „ehemalige Führungskraft“ geführt wurde und an Titeln wie The Crew und Grow Home beteiligt war, wurde wegen psychologischer Gewalt verurteilt. Dazu zählen unter anderem aggressives Verhalten, Einschüchterung und gezielte Schikanen gegenüber Mitarbeitenden.
Urteil:
➤ 12 Monate auf Bewährung
➤ 10.000 Euro Geldstrafe
Nach dem Bekanntwerden der Skandale im Jahr 2020 hatte Ubisoft mehrere interne Untersuchungen eingeleitet. Infolge dessen kam es zu Rücktritten, Entlassungen und einem öffentlichen Schuldeingeständnis von CEO Yves Guillemot.
Ubisoft CEO Yves Guillemont
In einem ersten Statement räumte er ein, dass ihm durch die Enthüllungen bewusst geworden sei, wie schwerwiegend das Vertrauen missbraucht wurde, das er in gewisse Führungskräfte gesetzt hatte.
„Ich habe nie Kompromisse bei meinen Grundwerten gemacht – und werde es auch nie tun“, so Guillemot.
Gleichzeitig gestand er ein, dass Ubisofts interne Systeme zur Verhinderung solcher Übergriffe versagt hätten. Man habe aber Maßnahmen ergriffen, die Strukturen überarbeitet und Personen, die gegen den Verhaltenskodex verstoßen haben, entfernt oder sanktioniert.
„Mir tut es aufrichtig leid für alle, die verletzt wurden“, sagte Guillemot. „Wir arbeiten intensiv daran, dass Ubisoft künftig ein sicherer Ort zum Arbeiten ist.“
Es hat Jahre gedauert, doch nun wurden die ersten juristischen Urteile gegen Ubisoft-Führungskräfte gefällt – ein wichtiges Signal für Betroffene, Mitarbeiter und die Branche. Doch Bewährungsstrafen allein reichen nicht, um eine toxische Firmenkultur zu heilen. Ubisoft steht weiter unter Beobachtung: ob Versprechen wie eine sicherere Arbeitsumgebung wirklich eingelöst werden, muss die Zukunft zeigen.
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